Programm 2017
Das war das Programm von unserer 1. Austauschwoche vom 04.06. – 10.06.2017!
Daniela Unruh
Kulturunterschiede hörend – gehörlos
Für die Auftaktveranstaltung am Sonntagabend planen wir den Vortrag zur Einstimmung in die Austauschwoche. Nach einer kurzen Einführung in die Gehörlosenkultur wird über die wesentlichen Kulturunterschieden berichtet. Die hörenden Eltern unter uns sollen sich so besser in ihre gehörlosen Kinder hineinversetzen und deren Eigenarten nachvollziehen können. Ebenso soll mit dieser Auftaktveranstaltung eine Brücke zwischen gehörlosen und hörenden teilnehmenden Eltern aufgebaut werden.
Brigitte Pointner
Diagnose Hörgeschädigt
Nach der für hörende Eltern oftmals schockierenden Diagnose kurz nach der Geburt tun sich ihnen viele Fragen auf: Wie werde ich mit meinem Kind kommunizieren? Kann es sprechen lernen? Auf welche Schule wird es gehen? Als Mutter eines mittlerweile erwachsenen gehörlosen Sohnes wird Brigitte Pointner in ihrem Vortrag diese Fragen beantworten und so Eltern in vergleichbarer Situation mit Rat und Unterstützung zur Seite stehen.
Kristina Pointner und Brigitte Pointner
Workshop “Schattenkinder”
Schattenkinder – das sind nichtbehinderte Geschwisterkinder, die einen Bruder oder eine Schwester mit Behinderung oder einer chronischen Erkrankung haben. In der Regel führt das dazu, dass ihre Bedürfnisse weniger von den Eltern wahrgenommen und befriedigt werden als üblich, da ihre behinderten Geschwister oft mehr Aufmerksamkeit und Pflege benötigen. Brigitte Pointner wird aus der Perspektive der Mutter die Geschwisterproblematik darstellen. Kristina Pointner wird aus ihren Erfahrungen als hörende Schwester eines gehörlosen Bruders berichten und Ideen einbringen, um dieser Problematik entgegenzuwirken.
Katrin Wälder
Dauerstress im familiären Alltag
Workshop Resillienz
Der gehörlose Schüler inmitten von hörenden Klassenkameraden: Gerade in Zeiten, wo mehr und mehr behinderte und somit auch gehörlose Kinder inklusiv eingeschult werden, drängt sich immer stärker die Frage auf, wie sie in Umgang und Selbstvertrauen in einem für sie andersartigen Umfeld gestärkt werden können. Auf welchen Wegen die Eltern zu einer erhöhten Widerstandsfähigkeit ihrer Kinder beitragen und sie auf den beruflichen Alltag vorbereiten können, soll eine studierte Psychologin mit Erfahrungen im hörgeschädigten Bereich in ihrem Vortrag erklären. Im anschließenden Workshop sollen gemeinsam Lösungen erarbeitet werden.
Daniela Gnerlich
Wie wir das Lesen fördern können
Normalerweise wird Lesen und Schreiben erst in der Schule gelernt. Für hörbehinderte (Klein)Kinder ist es jedoch sinnvoll, schon vorher damit anzufangen. Anders als die Lautsprache können sie die Schriftsprache ganz wahrnehmen. Dadurch kann in dieser frühen, prägenden Phase die deutsche Schriftsprache so wie eine Erstsprache erworben werden. Daniela Gnerlich, Lehrerin an einer Schule für Gehörlose, wird Wege aufzeigen, wie Eltern die Freude am Lesen sowie die Lesekompetenz ihrer Kinder fördern können, so dass sich ihnen die Möglichkeit eröffnet, eigenständig Sprache und Wissen zu erfassen und somit höhere Bildung sowie einen höheren Grad an Selbstständigkeit zu erlangen.
Katja Fischer
Taubsein und Empowerment für gebärdensprachige Kinder
Gehörlosigkeit definiert sich nicht nur über den Gehörverlust. Dieser besondere Merkmal bringt eine eigenständige Sprache – die Gebärdensprache – sowie eine eigene Kultur und eine Identität mit sich. Viele Gehörlose sehen sich nicht als behindert, sondern als Teil einer sprachkulturellen Minderheit.
Katja Fischer, taube Hochschuldozentin und Gebärdensprachdolmetscherin, behandelt in diesem Seminar das Taubsein an sich und das Empowerment für taube Kinder. Auf dem Seminar werden die Eltern mit Theorie in die Thematik eingeführt und anschließend mit einem Workshop behandelt.
Viele taube Kinder sind von Informationen und Kommunikationen in der Gesellschaft, in denen gesprochen wird, so gut wie ausgeschlossen. Gerade in der sozialen und emotionalen Entwicklungsphase ist es für Kinder sehr wichtig, Informationen zu bekommen, darüber zu diskutieren und zu reflektieren. Die Eltern sollten Bescheid wissen, wie die Defizite ausgeglichen werden können und wie die Kinder in ihrer Identitätsentwicklung mit der Gebärdensprache gestärkt werden können. Hat ein Kind gestärktes Selbstbewusstsein, kann es dann in späteren Leben gegen Barrieren, Diskriminierungen und andere Ungleichbehandlungen gewappnet sein. Die Eltern lernen also auf dem Seminar die Werkzeuge der Empowerment kennen.
Stefanie Bauer-Schild
Erfahrungsberichte über Kindergarten, Schule und Inklusion
Was kommt alles auf die Eltern zu, wenn ihre hörgeschädigten Kinder inklusiv beschult werden sollen? Durch welchen Papierkram müssen sie durch? Werden die benötigten Hilfestellungen und Assistenzen problemlos bewilligt? Und wer klärt das Lehrpersonal in den Besonderheiten eines gehörlosen Kindes auf? Als Mutter zweier gehörloser Töchter im Schulalter, die in einem Regel-Kindergarten waren und derzeit auf eine Regelschule gehen, wird Stefanie Bauer die teilnehmenden Eltern an ihren Erfahrungen teilhaben lassen.
Anna Stangl
Sprachentwicklung mit CI
Taub geboren, in hörender Familie mit Gebärden- und Lautsprache aufgewachsen und mit 8 Jahren implantiert sowie inzwischen bilateral versorgt, referiert Diplom-Psychologin Anna Stangl über mögliche Chancen und Herausforderungen für CI-Träger in den verschiedenen Welten, Kulturen und Kommunikationsformen sowie Schulen. Anhand eigener Erfahrung und weiteren Fallbeispielen sowie fachlichen Inputs soll beleuchtet werden, welche Faktoren für die Sprachentwicklung bei tauben bzw. hörbehinderten Kindern mit oder ohne CI eine wichtige Rolle spielen. Mit anschließender Frage- und Austauschrunde sollen Unsicherheiten bei den Eltern von gehörlosen Kindern abgebaut und Perspektiven erweitert werden.